NOTLOWERBUTSLOWER

Christian & Raphaël sind zwei Urgesteine in der lokalen Clubkultur. Nach über 20 Jahren, in denen sie als DJs die House-Szene aktiv mitgeprägt haben, sind sie seit 2015 im Duo und mit neuer musikalischer Ausrichtung unterwegs. Wir haben die beiden zu einem entschleunigten Abend in ihrem Studio besucht und uns über ihren Werdegang und ihre Leidenschaft unterhalten.

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christian und raphael portrait rochade basel

Euer Projekt Christian & Raphaël gibt es seit 2015, wie habt ihr als Duo zusammengefunden?
Wir beide waren bereits viele Jahre als DJs im Nachtleben aktiv, sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und haben uns durch diese Connections auch immer besser kennen gelernt. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass wir neben der Leidenschaft für House -Music auch viel Freude an deepen Sounds und Techno haben.

Für einen gemeinsamen Urlaub hat es sich ergeben, dass wir gemeinsam ein Mixtape aufgenommen haben. Wir konnten dieses Set in einer Strandbar im fernen Thailand abspielen und hatten mit den Menschen vor Ort eine riesen Party. Durch das damals grossartige Feedback war für uns klar, dass wir diese Idee weiterverfolgen möchten.

Ihr habt es angesprochen, ihr wart jahrelang bekannt für House, wie kam der Wandel zu Downtempo und Slow Techno ?
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide Lust auf etwas neues. Zu Beginn haben wir mit verschiedenen Tracks experimentiert, verschiedene Stile und Rythmen miteinander verbunden und schnell haben wir auch mit gedrosselten Geschwindigkeiten gespielt. Durch weitere Kontakte zB. mit der Crew von LOKD und durch die damals langsam aufkommende Downtempo Szene hat sich das dann noch etwas weiter nach unten orientiert. Uns hat diese langsame Struktur der Musik inspiriert und seither versuchen wir darin neue Wege zu finden.


Ihr Sound ist komplex und lässt sich nicht so einfach einordnen, von ACID-Techno über EDM bis Disco-Tracks wird alles so runtergepitcht das eine komplett neue Soundstruktur entsteht. Mit Auftritten in den grossen Club der Stadt aber auch in vielen kleinen und verspielten Nischen im Nachtleben sind sie inzwischen den meisten Nachtschwärmer*innen bekannt. Dabei kommt oft zu kurz, dass hinter dem was über die Floors schallt viele Stunden Arbeit steckt.

Inspiriert von Musik der Künstler*innen wie Mira, Sutsche und Boskopp und ihren persönlichen Vorstellungen von Downbeat und Techno, entstand ein eigener Style. Damit haben sie dem Cluballtag ihren ganz speziellen Stempel aufgedrückt.

Wie würdet ihr eure Musik denn bezeichnen, so stilistisch?
notlowerbutslower - unser Labelname sagt ja eigentlich schon alles aus :) Unsere Musik würden wir nicht unbedingt als gemütlicher bezeichnen, nur weil sie langsamer ist. Wir spielen gepitchte Technotracks, dark und acidlastig. Abhängig von Ort, Zeit und Situation, gerade draussen im Sommer zum Beispiel, ist das ganze sicherlich etwas melodiöser, im Club hingegen etwas dunkler, treibender.

Wie wählt ihr eure Musik aus? Wie erkennt ihr, dass die Tracks eben auch langsam funktionieren können?
Die meisten Tracks die wir auflegen sind im Original so um 120bpm aufwärts und werden ca. 10% gepitcht respektive verlangsamt. Das gibt der Musik mehr Raum und dank der Intensität der gespielten Technotracks bleibt die Dynamik trotz allem hoch & spürbar. Dies herauszufinden, diese Energien in einem Set zu verarbeiten, dazu gehört viel ausprobieren, vorhören, Geschwindigkeiten anpassen.

Gerade weil alles viel langsamer ist, kann sich das schnell einmal auch unpassend oder leer anfühlen. Bevor wir also ein Set im Club so spielen können, haben wir die Tracks in verschiedensten Variationen “getestet”. Wir haben uns dabei Tracks gefühlt hundert mal angehört und wohl auch viele Perlen aus der alten Plattensammlung überhört.

inside studio view c&r basel portrait rochade

Wie sieht eure Vorbereitung für ein Set aus?
Wir versuchen uns in die Situation vor Ort hinein zu versetzen und legen uns eine Auswahl an Musik zu, damit beginnen wir zu arbeiten. Anhand einzelner Eckpunkte die wir innerhalb des Sets festlegen, suchen wir die weiteren Tracks und finden so eine passende Selektion. Für einen Auftritt oder auch für sonstige Veröffentlichungen verbringen wir oft einige Abende im Studio. Wir legen viel Wert darauf unseren Stil dem Publikum näher zu bringen, individuell angepasst und der Situation entsprechend. Das heisst aber auch viel Aufwand im vorhinein. 


Ihr habt davon gesprochen, dass ihr euch auch an die verschiedenen Umstände eurer Sets anpasst. Was ist denn für euch die perfekte Ambiance um eure Idee vermitteln zu können?
Spannend finden wir Orte an denen die Menschen offen sind um Musik zu hören, zu fühlen und mit uns auf diese Entdeckungsreise zu gehen. Im Hafen an Partys im Haafechäs zum Beispiel oder auch im Elysia haben wir diese Erfahrung schon mehrmals gemacht, diese Kombination von Freiheit und dem Gefühl, dass sich alle auf etwas Einlassen das nicht der 08/15 Norm entspricht, ist für uns eine der wichtigsten Grundlagen um mit dem Publikum eine schöne Bubble zu gestalten. 

Welche Orte/ welcher Gig ist euch speziell in Erinnerung geblieben, was hat euch am meisten geflasht?
Da können wir zwei massgebende Orte respektive Partys benennen. Einerseits wie schon erwähnt hatten wir im Haafechäs richtig schöne Erlebnisse die für unser Projekt richtungsweisend waren.

Obenaus schwingt aber ganz klar unser Gig in der “Dönerbude” in Luzern. Aus einem geplanten 1.5h Stunden Set wurde eine unglaubliche Reise bis weit in die Morgenstunden. Über die Connections vom Hoppla Festival entstand damals der Kontakt zum Team vom Alpineum,  bei welchen wir zum  7. Geburtstag auflegen durften. Dieser Event ist definitiv unvergesslich.

Big up und Grüsse ans Alpineum & Dönerbude Team an dieser Stelle!

Habt ihr spezielle Favoriten was Labels oder Künstler*innen betrifft?
Das ist eigentlich fast nicht zu beantworten. Einerseits gibts es unzählige gute Musiker*innen, andererseits ist es auch immer kompliziert dies als Inspiration oder Favorit zu beschreiben. Labels wie NEIN Records aus Berlin oder auch Roam Records sind sicher gute Adressen für die Art von Techno Drive den wir mögen, aber auch da gefällt uns bei weitem nicht alles so, dass es dann auch für ein Set passend wäre.

pitch down music christian und raphael basel rochade studio session

Arbeitet ihr aktuell an neuen Projekten? Habt ihr bereits Pläne für den Sommer?
Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, aber die allgemeine Ungewissheit rund um die Clubs und den zukünftigen Umgang untereinander stehen dem weiterhin im Weg. Wir freuen uns unermesslich auf den Moment, an dem wir endlich wieder zusammen kommen können. Um die Zeit zu überbrücken verbringen wir aktuell natürlich auch viel Zeit im Studio und sind auf der ständigen Suche nach neuer Musik für unsere Sets.

Kurze Fragen kurze Antworten, ihr müsst euch entscheiden:

90bpm oder 120bpm?

90bpm, klare Sache

Setlänge, 1h oder 3h+
Für einen Podcast gerne auch einmal 1 Stunde, aber draussen oder im Club ganz klar 3 Stunden plus.

Da drängt sich die Frage auf, drinnen oder draussen?
Draussen!

Prime Time oder Afterhour?
Afterhour! (mit breitem grinsen)

Basel oder Berlin?
Hier nehmen wir den Joker: Basel UND Berlin.

Christian & Raphaël @ Rochade Studio
Release: 13 03 2021